Gegen Gewalt an Mädchen und Frauen,
gegen ihre Genitalverstümmelung

Ziele von Lebenschancen International

Hauptziel von Lebenschancen International ist es, Maßnahmen zur Familienplanung bzw. Verhinderung ungewollter und riskanter Schwangerschaften in Entwicklungsländern zu finanzieren.

Daneben unterstützt die Organisation – je nach Situation und Zielen der Partnerorganisationen in den Projektländern – auch sonstige Maßnahmen zur Förderung der reproduktiven Gesundheit von Frauen. Dazu gehören Aktivitäten gegen Missbrauch und Vergewaltigung sowie – in einem weiteren Sinne – gegen häusliche Gewalt an Frauen, die alle auch häufig die Ursache von ungewollten und riskanten Schwangerschaften sind.

Schwerpunktland solcher Aktivitäten war 2012-2019 Peru. Aber auch in Burkina Faso, Togo und Nepal wurden Vorträge, Gesprächskreise und in ersterem auch Forum-Theateraufführungen über die Illegalität von Gewalt an Frauen und andere Möglichkeiten von Konfliktlösungen finanziert.

Ansonsten fördern wir im Projektland Burkina Faso Maßnahmen zur Überwindung der Beschneidung oder – deutlicher – Genitalverstümmelung von Mädchen.

Problem: Missbrauch, Vergewaltigung und häusliche Gewalt

Überall in der Welt sind erhebliche Anteile der Frauen häuslicher Gewalt durch den Partner ausgesetzt. In vielen Entwicklungsländern wird – vor allem in den wenig gebildeten Bevölkerungsschichten – nur wenig zwischen den Partnern gesprochen. Ist der Mann mit etwas nicht zufrieden, oder kann oder will die Frau seinen Wünschen nach Sexualität nicht nachkommen, wird gedroht und geschlagen. In manchen Ländern sind auch Missbrauch und Vergewaltigung von Mädchen und Frauen verbreitet.

Das gilt zumindest für unser Projektland Peru. Von den anderen Projektländern gibt es keine Daten dazu. Die häusliche Gewalt an Frauen soll aber auch dort verbreitet sein.

Wie Lebenschancen International bei der Überwindung in Peru geholfen hat.

Hier wurde – auf dringenden Wunsch unserer dortigen Partnerorganisation – 2012 ein Netzwerk von Beratungsdiensten, Polizei und Justiz als permanente Institution von Hilfen eingerichtet. Dazu wurden auch Mitarbeiter/innen einschlägiger Institutionen und Frauengruppen über die Probleme und die Notwendigkeit informiert, Betroffene ernst zu nehmen, sie zu ermutigen, die Täter anzuzeigen und an diese Dienste zu verweisen.

Sodann wurden über 50 ehrenamtliche Gesundheitsberaterinnen in den Armenvierteln, die bisher für Beratungen über Risiko- schwangerschaften und Möglichkeiten der Verhütung ausgebildet wurden, auch dafür geschult, dass sie die Frauen in den von ihnen betreuten ca. 100.000 Familien darauf verweisen sollen, dass sie keine Gewalt durch den Partner akzeptieren müssen und dass sie diese sowie einen etwaigen Mißbrauch der Töchter anzeigen sollen.

Parallel dazu wurden Plakate und Faltblätter zum Recht auf ein Leben ohne Gewalt verteilt und darin eine Serie entsprechender Rundfunksendungen angekündigt.  In diesen wurde ausgeführt, dass viele Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind, dass diese illegal ist, man sie nicht hinnehmen muss und wo die Betroffenen Rat und Hilfe bekommen können, auch zum Anzeigen der Täter.

Die Aktivitäten durch die ehrenamtlichen Gesundheitsberaterinnen gehen auch in der Zeit der Corona-Pandemie bestmöglich weiter, nachdem „Lebenschancen“ Mund- und Nasenschutz sowie Desinfektionsmittel für deren Gespräche mit den Ratsuchenden gekauft hatte. Angesichts einer zunehmenden Gewalt gegen Frauen haben sie erneut Plakate mit dem Slogan „Für das Recht auf ein Leben ohne Gewalt“ in ihren Wohnvierteln ausgehängt (s. Foto). Weitere Projekte sind jedoch nicht geplant.

Seminar für Polizist/innen und Jura-Student/innen über die verbreitete Gewalt an Frauen und die Notwendigkeit, die Betroffenen zu Anzeigen der Täter zu ermutigen und zu beraten.
(Fotos: NRO Micaela Bastidas, Peru)
Titelseite des in Trujillo verbreiteten Posters und eines zweiseitigen Faltblattes. Text in Deutsch:            Für das Recht auf ein Leben ohne Gewalt.

Problem: Genitalverstümmelung von Mädchen in Burkina Faso

In zahlreichen Ländern im nördlichen und östlichen Afrika sowie im Jemen und Irak, in Indonesien und Malaysia werden Mädchen an ihren äußeren Geschlechtsorganen beschnitten.

Betroffen sind auch Mädchen in unserem Projektland Burkina Faso. Hier werden im Allgemeinen die Klitoris und die kleinen Schamlippen entfernt, und dies mit Rasierklingen, Messern oder Glasscherben ohne Narkose und ohne hygienische Vorkehrungen. Die meisten Mädchen erleiden davon Traumatisierungen, viele auch Verwachsungen, bis zu faustgroße Narbenwucherungen und permanente Schmerzen. Einige verbluten bei dem Eingriff oder sterben in der Folge von Infektionen durch diesen. Manche haben sehr schwere Geburten.

Die grausame Praktik ist in Burkina Faso  – wie auch in mehreren anderen Ländern – schon länger gesetzlich verboten. Sie wird aber an manchen Orten oder einzelnen Familien immer noch durchgeführt mit der Begründung, dass „die Tradition dies verlange“ oder „weil unsere Töchter anständige Mädchen und Frauen sein sollen“. Und wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.

Die 14-jährige Amelie berichtet bei einem Elterntag zur Unterlassung der Mädchenbeschneidung in ihrer Schule über ihre leidvollen Erfahrungen.
Hier ist ihr Bericht. (Foto: Ass.F.D., Burkina Faso)

Was Lebenschancen International für die Überwindung der Praktik tut

“Lebenschancen” hat 2010-19 – neben der Sexualaufklärung – gemeinsam mit dem Deutschen Frauenring (DFR) intensive Informationsmaßnahmen mit Vorträgen, Gesprächskreisen, Hausbesuchen und viel Einsatz von Bildmaterial zur Überwindung der Praktik in Burkina Faso gefördert. Näheres zu den Maßnahmen hier.

Bis 2016 konnten damit – nach allem Wissen – 35 Dörfer im Nordwesten des Landes von der grausamen Tradition befreit werden. Anschließend wurden in 15 benachbarten Dörfern entsprechende Maßnahmen gefördert. In diesen war für 2020 ein öffentliches Abschwören der örtlichen Autoritäten von der Praktik vorgesehen. Dazu kam es aber nicht mehr, nachdem es in der Region mehrere terroristische Überfälle gab und die Aktivitäten dort – auch zum Schutz des Personals – nicht fortgesetzt werden konnten. Es bleibt zu hoffen, dass in diesen Dörfern dennoch keine Mädchen mehr beschnitten werden. Näheres zu den Ergebnissen hier.

2021 haben wir begonnen, ein entsprechendes Projekt der hiesigen Organisation (I)NTACT weiter südlich in Burkina Faso zu unterstützen.

Bitte helfen Sie, dass immer mehr Mädchen vor dem grausamen Eingrif bewahrt werden können.
Sie können direkt an (I)NTACT spenden oder über diesen Link an „Lebenschancen International“.
Als Zweck bitte angeben: BF: gegen Beschneidung.

Aufklärung über die gravierenden Folgen der Mädchenbeschneidung mittels Bildtafeln auf einem Dorfmarkt.  Damit werden auch Frauen erreicht, die – wenn sie nicht auf dem Markt sind – tagsüber auf den Feldern arbeiten.  (Fotos: Ass.F.D., Burkina Faso)
Viele Menschen – Frauen, Männer und Kinder – kommen zum „Forum-Theater“ im Freien, bei dem die Zuschauer/innen einbezogen werden: Angesagt sind Sketche zur Unterlassung der Mädchenbeschneidung.